Über Geld reden demotiviert Mitarbeiter

Es gibt viele Aspekte, die sich motivierend und demotivierend auf Mitarbeiter auswirken. Geld gehört dazu und ist auch einer der wichtigsten Hebel, um Menschen zu motivieren. Aber Geld ist nicht alles, oft geht es viel mehr um Selbstverwirklichung, spannende Aufgaben, Erfolg. Aus persönlicher Erfahrung heraus kann ich sagen, dass das Reden über das Gehalt oder Boni unabhängig von der Höhe dazu geführt hat, dass man seine Arbeit und seine Leistungsbereitschaft dem Gehalt, dem finanziellen Anreiz gegenüber gestellt hat. Selten war ich in dieser Zeit so motiviert, wie zu den Zeiten, in denen man nicht über solche Dinge nachgedacht hat. Bisher dachte ich immer, dass es nur mir so ginge, bis ich ein Buch von Dan Ariely gelesen habe: Predictably Irrational: The Hidden Forces That Shape Our Decisions.

Wie Dan Ariely in Experimenten nachgewiesen hat, führt schon das Denken an Geld dazu, dass man seine Tätigkeit in diesem Kontext wertet. Ariely spricht von „market norm“ und „social norm“, was ich hier frei mit Marktgesetze und Soziale Norm übersetze. Die Experimente legen nahe, dass man sich meist in einem Umfeld bewegt, wo soziale Normen greifen, wo das Miteinander die dominierende Rolle spielt. In so einem Umfeld befindet man sich auch die größte Zeit wenn man seiner Arbeit nachgeht. Man vergisst einfach, dass es jeden Tag darum geht, Geld zu verdienen, man verfolgt Ziele, trifft Entscheidungen, möchte mit der eigenen Aufgabe vorankommen. Wenn man in so einem Umfeld auf das Thema Geld zu sprechen kommt, betrachtet man die Situation plötzlich unter Gesichtspunkten, die den Markgesetzen folgen. Es macht einen großen Unterschied, ob man die Hilfe eines Freundes in Anspruch nimmt und sich bedankt, oder ob man ihm dann Geld dafür anbietet.

Das Thema ist nicht komplex aber durchaus vielschichtig und unerwartet. Eine für mich besonders interessante Stelle betraf ein Experiment, wo es darum ging, die Reihenfolge von Wörtern in Sätzen zu korrigieren. Bei den Probanden, wo es in den Sätzen um Gehalt und Geld ging, war die Anzahl der korrigierten Sätze sehr viel geringer, als bei den Probanden mit neutralen Texten. Wenn aber schon dieser Unterschied erhebliche Auswirkungen auf die Leistungsbereitschaft (und hier nicht die Fähigkeit) hat, dann muss ein Gehaltsgespräch noch viel größere Auswirkungen haben. Auch die Situation, in der Mitarbeiter mit ihrem Gehalt unzufrieden sind und immer wieder zum Nachdenken angeregt werden, muss das erheblichen Einfluss auf die Leistungsbereitschaft haben.

Vielleicht stellt sich die Entlohnung von Mitarbeitern, das Durchführen von Gehaltsverhandlungen und die Notwendigkeit für anspruchsvolle Aufgaben in einem verantwortungsvollem Umfeld in einem anderen Licht da. Möglicherweise schadet man sich selbst, wenn man Mitarbeitern nicht genug Gehalt gibt, so dass sich nicht mehr darüber nachdenken. Eins ist sicher: zufriedene Mitarbeiter zahlen sich aus.

Kündigung – man trifft sich immer zweimal

Es kommt öfter als erwartet vor, dass nach dem ein Mitarbeiter gekündigt hat, mit ihm „abgerechnet“ wird. Dann schlägt der gerade noch freundliche Umgangston um und man wird zum Verräter. Das ist aus verschiedenen Gründen eine eher schlechte Idee:

  • Mitarbeiter reden miteinander – Das war schon immer so und in Zeiten von Facebook, Twitter und Xing kann man das noch weniger unterbinden.
  • Eine Empfehlung für seinen alten Arbeitgeber wird ein unfair behandelter Ex-Mitarbeiter wohl kaum abgeben.
  • Man sitzt sich vielleicht irgendwann mal wieder gegenüber. Weil man gemeinsame Geschäfte machen möchte. Schlecht, wenn die Stimmung durch eine „Altlast“ getrübt ist.

Wie man es besser macht: What to do when your star employees quit. Auch wenn vielleicht nicht alle Punkte übertragbar sind, und sich der Artikel nur darauf bezieht, was man bei der Kündigung seiner besten Mitarbeiter unternimmt, sind diese Ratschläge durchaus empfehlenswert.

Geld ist nicht alles

Eine sehr schöne Infografik über Motivation und Demotivation von Mitarbeitern.

Mitarbeiterfluktuation

Nichts ist von Dauer und oft passt der Zeitpunkt nicht, an dem sich Dinge ändern. Das Wissen um die eigenen Ziele und Erwartungen sollte einen davor bewahren, dass man in einer Situation verharrt, in der man unzufrieden oder unglücklich ist. Jede Beziehung wird jeden Tag aufs neue auf die Probe gestellt. Mit Vertrauen und Verständnis überwindet man schwere Zeiten, doch auch in guten Zeiten ist es nicht ausgeschlossen, dass sich trotz alledem die Wege auch trennen können. Es kann viele Gründe dafür geben, das sich Lebenswege trennen. Im Beruf kann es zum Beispiel das Gespräch über das Gehalt sein. Der Mitarbeiter wünscht sich eine Gehaltserhöhung, der Vorgesetzte kann diese nicht verantworten.

Geld ist nicht alles

Die wichtigste Komponente beim Ausüben eines Berufs in einem Arbeitsverhältnis ist das Gehalt. Wenn man nicht zufällig auf ausreichend Geld aus anderen Quellen zurückgreifen kann, sorgt man mit dem Gehalt für den eigenen Lebensunterhalt. Die Reduktion auf diesen Aspekt ist zulässig, weil man z.B. beim Bäcker auch nicht mit Vertrauen oder gutem Klima zahlen kann. Es ist allerdings (zu Recht) auch nicht zu erwarten, dass ein Mitarbeiter bei der Frage, ob er mehr Gehalt bräuchte, mit „nein“ antwortet. Daraus den Schluss zu ziehen, es gäbe keine Höhe die den Mitarbeiter je zufriedenstellen wird, ist voreilig.

Es gibt viele Dinge, die einen zufriedenen Mitarbeiter jeden Tag aufs Neue auch in einem anstrengenden und anspruchsvollem Tätigkeitsfeld zu Höchstleistungen antreiben können. Vetrauensvoller Umgang, Wertschätzung der Arbeit, Entwicklungsmöglichkeiten und ein freundliches soziales Umfeld sind nur ein paar beliebig gewählte Beispiele, die man sofern vorhanden, als Errungenschaft einer Unternehmung sehen kann. Dabei ist vieles nicht selbstverständlich und wird daher Mitarbeiter davon abhalten, nur für ein besseres Gehalt den Arbeitgeber zu wechseln.

Allerdings müssen die Mitarbeiter die Dinge auch schätzen, die man als Firma anbietet. Oft ist man überrascht, dass die erhoffte positive Wahrnehmung nicht so groß ausfällt oder schlimmer noch ins Gegenteil umschlägt. Das liegt dann meist nicht an den angebotenen Dingen selbst, sondern daran, dass das Gesammtbild nicht passt.

Mehr ist manchmal auch mehr

Man kann aus verschiedenen Gründen gezwungen sein, den Gehaltswünschen des Mitarbeiters nicht nachzugeben. Sei es die wirtschaftliche Lage, angestrebte Investitionen oder manchmal vielleicht auch ein bereits sehr hohes Gehalt. Nun kann man versuchen, beim Mitarbeiter dafür um Verständnis zu werben und vielleicht auf bessere Zeiten vertrösten. Man muss sich dabei bewusst machen, dass so ein Versprechen wie ein Gutschein wirkt, den der Mitarbeiter irgendwann einlösen möchte. Wirft man zu viele Gutscheine auf den Markt, verlieren sie an Wert. Auf der anderen Seite kann man natürlich nicht jeden Gehaltswunsch einfach nur deshalb erfüllen, weil der Mitarbeiter immer mit der Kündigung droht. Nur sollte man genau wissen, was das für wirtschaftliche Konsequenzen hat. Und da sieht es immer dann wesentlich besser für den Mitarbeiter aus, wenn er eigentlich unersetzbar ist.

Um eine Hilfe bei der Einschätzung der eigenen Situation zu geben, habe ich mal versucht, dass in Zahlen zu fassen und eine Berechnungsgrundlage erstellt, mit der man die wirtschaftlichen Konsequenzen eines Gehaltsgesprächs gegenüberstellen kann.


Download für Mitarbeiterfluktuation.ods, Mitarbeiterfluktuation.xls, Mitarbeiterfluktuation.pdf

Bei den Ausgangsdaten auf der linken Seite wurden willkürliche Annahmen getroffen. Eine wichtige Kenngröße ist die „Mitarbeiter im Team“-Zahl. Über diese Zahl steuert man, wieviele Mitarbeiter für die selbe Aufgabe zur Verfügung stehen. Dort steht jetzt eine 1, was bedeutet, dass es nur einen Mitarbeiter gibt, der aktuell diese Aufgabe wahrnimmt. Das ist dann gleichzeitig auch der Mitarbeiter, der ein anderes Gehalt möchte.

Fair Play

Wenn man die Situation betrachtet, in der ein Mitarbeiter mit besonderen Qualifikationen, Fähigkeiten oder/und Wissen in die Gehaltsverhandlung einsteigt, wird man feststellen, dass natürlich abhängig von der Gehaltserwartung das schlimmste, was passieren kann, die Kündigung ist. Doch auch der unzufriedene Mitarbeiter hat erhebliche Auswirkung auf die Bilanz.

Unter diesen Umständen ist es lohnenswert, wenn man es schafft, dass der Mitarbeiter sich die meisten Gedanken darum macht, wie er seine Arbeit gut und morgen vielleicht nocht besser erledigen kann. Das kann auch bedeuten, dass es geschickt sein könnte, dem Mitarbeiter von sich aus das Gehalt erhöht, weil er dann vielleicht das Gefühl bekommt, das man sich um sein Wohlergehen sorgt. Es ist nur menschlich Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Kündigung – das Ende einer Beziehung

Wenn man das Leben eines Menschen betrachtet, besteht ein nicht unwesentlicher Teil aus Arbeit. Man verbringt meist um die 40 Stunden in der Woche auf und mit Arbeit. Wenn man bedenkt, dass die Woche nur aus 168 Stunden besteht, ist das fast 1/4 der Zeit. Es ist dann nicht überraschend, wenn die Arbeit auch im privaten Umfeld eine wichtige Rolle einnimmt und oft auch mit privaten Interessen kollidiert. Wie bei einer Beziehung zwischen zwei Menschen kommt es auch bei der Beziehung zum Beruf z.B. zu Missstimmungen, Enttäuschungen, Überraschungen und vor allem dem, was man in einer Liebesbeziehung als „Sich auseinanderleben“ nennt.

Die Gründe sind vielschichtig. Getreu dem Motto „love it, change it or leave it“ ist es manchmal die letzte Möglichkeit, die man dann auch ausschöpfen sollte, wenn man das Ziel hat, ein glücklicher Mensch zu sein. Wie einer normalen Beziehung kann auch hier der Moment der Trennung und die Zeit danach durchaus für Überraschungen sorgen. Manchmal offenbart die Reaktion der Firma, des Vorgesetzten eine Sicht auf die Beziehung, die man in dieser Form noch nicht wahrgenommen hat.

Viel Glück für dein weiteres Leben

Das Beste, was man als Firma und als Vorgesetzter machen kann, ist ein freundlicher Abschied. Wer sich bedankt und nette (hoffentlich auch glaubwürdige) Worte findet, den behält man in guter Erinnerung. Da es heut viel mehr als früher üblich ist, dass die Mitarbeiter, ob neue, alte oder gekündigte entsprechend vernetzt sind, erhöht (oder erhält) man auf diese Weise das Bild der Unternehmung nach außen. Ein Sprichwort sagt: Man sieht sich immer zweimal. Die neue Version lautet: Man kennt jeden auf dieser Welt um 6 Ecken.

Gut das Du gehst

Das Gegenteil der freundlichen Verabschiedung ist vielschichtiger. Da wird im Kündigungsgespräch (wenn der Mitarbeiter kündigt) versucht, das Ruder herumzureißen. Oft wird eine Gehalterhöhung erwähnt, manchmal wird nachgefragt, ob man sonst noch irgendwas unternehmen kann, um den „wichtigen“ Mitarbeiter zu halten. Es offenbart, was der Vorgesetzte als wesentliche Motivationsfaktoren wahrnimmt. Wenn man auf diese Argumente nicht eingeht (und es ist keine gute Basis für eine Zusammenarbeit, wenn man erst mit Kündigung drohen muss) und man bei allem „Entgegenkommen“ bei der Kündigung bleibt, kann es schon einmal vorkommen, dass die Freundlichkeit umschlägt. Dann werden schnell böse Absichten unterstellt, man droht mit rechtlichen Schritten, wenn man feststellt, dass man „Sabotage“ betreibt. Man selbst sitzt dann einigermaßen überrascht da und sollte zu Recht die bisherige Beziehung in Frage stellen. Das positive daran: es ist leichter, mit der Entscheidung zu leben.

Es ist verständlich, dass man als Vorgesetzter eine Kündigung eines Mitarbeiters indirekt als Kritik an der eigenen Person wahrnimmt. Man sollte es aber eher als Chance betrachten, die ungeschminkte Wahrheit über die Führungsqualitäten und die Firma zu erhalten. Wenn man sich bisher sehr für das Wohl seiner Mitarbeiter interessiert hat, sollten dabei keine großen Überraschungen zu Tage treten. Wenn man dann doch überrascht ist, dann hilft es vielleicht als Warnsignal, mit den verbliebenen Mitarbeitern verstärkt das Gespräch zu suchen. Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass es selten ist, dass man einen Mitarbeiter in so einem Gespräch wieder zurückholt. Wenn es doch geschieht, muss man genau klären, ob man alle Gründe, die zur Kündigung führten, aus der Welt geschafft hat und der Mitarbeiter auf Basis dieser Veränderung wieder positiv in die gemeinsame Zukunft blicken kann.

Nach Jahren intensiver Zusammenarbeit kann es aber trotz alledem vorkommen, dass man den Weggang eines Mitarbeiters nur mit Enttäuschung akzeptieren kann. Man kann diese Enttäuschung zum Ausdruck bringen und ein Gespräch kann helfen, das Verständnis für den anderen wieder herzustellen. In diesem Moment hilft man als Mitarbeiter seinem Vorgesetzten über die Trennung hinwegzukommen. Denn es ist eigentlich eher ein Abschied von einem guten Freund, der in die Ferne zieht, als das Aufkündigen der Freundschaft mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses. Wenn man das verstanden hat, sollte es einem nicht schwer fallen, wohlwollende Worte für den Abschied zu finden.

Wer trotz allem, gegenüber dem eigenen Gewissen möglicherweise mit „wirtschaftlich verantwortungsvoll“ rechtfertigend, den kündigendem Mitarbeiter versucht, auf den letzten Metern noch etwas streitig zu machen, der schadet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig selbst. Zum einen kann ein Mitarbeiter, bei dem diese Behandlung möglicherweise dann in Unverständnis bis Wut umschlägt, in den letzten Tagen sehr viel mehr Schaden anrichten, als man z.B. durch den Vorenthalt eines Bonus einsparen kann. Es kann auch dazu führen, dass der Mitarbeiter wenigstens nicht positiv über seinen bisherigen Arbeitgeber berichtet: in der Familie, in seinem sozialen Umfeld, in sozialen Netzwerken und sicher auch in seinem beruflichen Umfeld. Wenn man als Kollege mitbekommt, wie man behandelt wird, wenn man die Absicht hat, zu kündigen, wird man die eigene Beziehung spontan in Frage stellen. Man sollte sich genau überlegen, ob man davon als Firma profitiert. Ein anderes berufliches Umfeld wird immer noch gern mit Missachtung gestraft: berufliche Netzwerke. Gerade bei Spezialisten ist es extrem unwahrscheinlich, dass man sich nicht kennt. Der gute aber vor allem auch der schlecht Ruf verbreitet sich in diesen Kreisen entsprechend schnell.

Fazit

Man sollte sich bewusst machen, dass eine Kündigung kein Weltuntergang ist. Wie man damit umgeht, wird im Umfeld des Mitarbeiters genau wahrgenommen. Man hilft sich selbst, wenn man seine Mitarbeiter in jeder Phase freundlich und zuvorkommend behandelt. Das verhindert nicht, dass sich Lebenswege trennen, aber es ermöglicht, dass man sich wiedersieht und sich neue Lebenswege knüpfen können.

Überstunden

Es ist so viel zu tun. Mit diesem Satz fängt es oft an und man findet sich relativ schnell in einer Situation wieder, in der man seinem sozialen Umfeld erklären muss, warum man später nach Hause kommt oder Termine absagen muss. Auch wenn es gesellschaftlich akzeptiert scheint, dass es unter Umständen notwendig ist, Überstunden zu leisten, stört es doch recht oft den sozialen Frieden und führt daher mitunter zu offen zur Schau gestelltem Unverständnis. Dabei sind Überstunden noch nicht mal eine gute Antwort auf das Problem.

Problem der Effizienz

Studien der letzten hundert Jahre bestätigen, dass Arbeitszeiten von mehr als 40 Stunden pro Woche dazu führen, dass man auf längere Sicht schlechtere Ergebnisse erreicht, als wenn man die Arbeitszeit auf 40 Stunden begrenzt hätte. Eine sehr schöne Zusammenfassung zu diesem Thema findet man im Artikel Why Chrunch Mode Doesn’t Work. Das bedeutet, dass man durch Überstunden die eigene Leistungsfähigkeit auf längere Sicht soweit einschränkt, dass man trotz Überstunden weniger erreicht, als man innerhalb der normalen Arbeitszeit geschafft hätte. Wenn man auf die schon hohe Belastung mit Überstunden reagiert, dann verschärft sich das Problem nach einiger Zeit zusätzlich. Auch wenn man es bisher vielleicht nicht unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hat, sollte man einen sehr oft zu beobachtenden Effekt mal hinterfragen: Die Anzahl der Überstunden erhöhen sich oft erheblich, wenn man erstmal aus einem Leidensdruck heraus mit Überstunden angefangen hat. Man bemerkt, dass man immer noch nicht so schnell vorankommt, wie erhofft und versucht mehr vom selben. Willkommen im Teufelskreis.

Lösungen

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Um sich mit den Lösungen zu beschäftigen, muss man erst die Ursache genau definieren. Wie Studien belegen, liegt es nicht daran, dass man zu wenig Zeit für die Arbeiten aufwendet. Mehr als 40-Stunden sollte man langfristig nicht arbeiten. Also muss die Ursache irgendwo beim Umfang und der Anzahl der zu bewältigenden Aufgaben liegen. Die normale Reaktion auf den Wunsch der Anpassung eines oder beider Einflussgrößen der eigenen Arbeit ist oft die Aussage: das geht nicht, das ist alles sehr wichtig. Doch der Reihe nach.

Der Umfang der Aufgaben

Vielleicht sind Sie ja zu langsam?

Das wäre natürlich ein Problem, wenn Sie wissen, dass andere mit der Erledigung der selben Aufgabe wesentlich schneller wären, als Sie es sind. Das kompensieren Sie durch Überstunden. Das wird nicht lange funktionieren, denn wie bereits erwähnt, verschlimmert sich die Situation mit jeder Überstunde zunehmend. Interessanterweise werden Menschen, die Überstunden leisten von ihren Vorgesetzten meist als besonders eifrig angesehen und hinterlassen einen positiven Eindruck bei soviel Leistungsbereitschaft. Wenn man sich bewusst macht, dass aus wirtschaftlicher Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger herauskommt, als bei den Kollegen, die ihre Arbeit in 40 Stunden schaffen, stellt sich diese Situation ganz anders dar. Solange alles irgendwie läuft, ist das Risiko begrenzt. Aber wenn die Ziele dann trotzdem nicht erreicht werden (und durch die Überstunden trägt man ja dazu bei, dass es eher schwieriger wird), dann wird die eigene Arbeit natürlich in Frage gestellt. Die Antwort fällt dann meist in die selbe Richtung aus: Überstunden bis zum Burn-Out. Wenn Sie also etwas dafür tun können, dass sie die Aufgaben schneller bewältigen können, sollten Sie das angehen.

Vielleicht sind Sie ja schnell genug, aber für ihren Chef dauert das „Alles“ noch viel zu lange?

Je weniger man von einem Thema versteht, desto schwieriger kann man die Situation einschätzen. Oft ist für einen Außenstehenden nicht nachvollziehbar, was z.B. hohe Aufwände verursacht oder besonders viel Zeit kostet. Dann zieht man sich auf die Aufgabenbeschreibung zurück und kann nicht nachvollziehen, wieso etwas nicht 1 Stunde sondern viel eher eine Woche dauert. Wenn man dann nachvollziehbar erklären kann, welche Aufwandstreiber sich hinter den verschiedenen Teilaufgaben verstecken, kann man mit etwas Glück für mehr Transparenz und Verständnis sorgen. Positiver Nebeneffekt: man entscheidet sich vielleicht dafür, bestimmte Dinge wegzulassen. Auf diese Weise kann man (zwar etwas verspätet, denn man sollte das bereits vermeiden, wenn man eine Aufgabe annimmt) Missverständnisse ausräumen.

Alles ist wichtig

Aber meist liegt das Problem an ganz anderer Stelle: Das es viel zu tun gibt, ist ihrem Vorgesetzten durchaus bewusst, aber an der Situation kann er leider nichts ändern.

Mir persönlich ist es passiert und ich kenne genügend Schilderungen, die alle ein sehr ähnliches Muster haben: Man bekommt eine Aufgabenliste, auf der verschiedene Punkte festgehalten wurden und bei allen Punkten wurde ein „sehr wichtig“ angefügt. Das kann natürlich nicht funktionieren, was vermutlich meist auch dem Vorgesetzten bewusst ist. Aus dem Irrtum heraus, dass Überstunden dieses Problem lösen würde, wird dann oft auch erwartet, dass man diese Lastspitze mit Mehrarbeit abfängt. Das Problem dabei ist nicht die Lastspitze, sondern dass man besser das Wort Lastplateau benutzen sollte. Die fehlende Priorisierung schlägt sich zusätzlich oft auch derart nieder, dass sich die Dringlichkeiten für die verschiedenen Themen spontan ändern können. Was gestern noch unwichtig war, ist heute das wichtigste Projekt. So gesellt sich zur latenten Überlastung des Mitarbeiters auch noch der zweitgrößte Effizienzvernichter: fragmentiertes Arbeiten.

Die Antwort auf dieses Problem ist meist so schmerzhaft, dass man oft versucht, sich um diese Entscheidung herumzudrücken: Priorisierung und Weglassen.

Der Tag hat nur 24 Stunden, davon sollte man unter der Woche nur 8 arbeiten. Dinge brauchen Zeit und man hat nur einen Kopf und zwei Hände. Arbeiten Sie zufällig im Zirkus, können Sie vielleicht 3,4,5, ach 8 Bälle gleichzeitig in der Luft halten. Aber es wird schon sehr viel schwieriger, wenn es keine Bälle, sondern ein Stein, ein Stuhl, eine Giraffe und ein Pudding ist. Da die Aufgabe nicht darin besteht, so viele Themen wie möglich in der Luft zu halten, bedarf es einer Priorisierung, damit man weiß, worauf man seine ganze Energie konzentrieren muss. Das bedeutet auch, dass man eine Entscheidung treffen muss, welches das unwichtigste Thema ist, in das dann sehr lange keine Energie gesteckt wird. Und es ist nicht selten der Fall, das Themen im Laufe der Zeit so stark an Bedeutung verlieren, dass man sie nie angehen und damit nie fertigstellen wird. Da wäre es doch Verschwendung, wenn man  auch nur etwas Aufwand, etwas Energie und Zeit diesem Thema widmet.

Wenn ich es nicht mache, dann wird es nicht richtig.

Manchmal stellt man sich aber auch selbst ein Bein. Man könnte Aufgaben delegieren, ist aber der festen Überzeugung, dass es dann nicht richtig gemacht wird und man dann im Zweifel mehr Arbeit damit hat, die „Fehler“ wieder auszubügeln. Dann macht man es doch lieber selbst. Richtig?

Dafür kann es zwei Gründe geben. Der Kollege, der diese Augabe übernehmen sollte, ist dazu nicht in der Lage oder (viel wahrscheinlicher) ist nicht von Anfang an genauso gut und sorgfältig wie man selbst. Doch wie soll sich jemand entwickeln, der nie die Möglichkeit dazu bekommt? Die Überraschung wird groß sein, wenn man feststellt, dass da jemand an den Herausforderungen wächst. Man wird sich nachträglich über jede Stunde ärgern, die man dadurch verloren hat, das man nicht den „Mut“ bewiesen hat, Dinge aus der Hand zu geben und in Andere vertraut zu haben. Wenn man schon  die Möglichkeit hat, Aufgaben delegieren zu können, ist es ungeschickt, davon keinen Gebrauch zu machen.

Fazit

Überstunden lösen keine sondern schaffen Probleme. Wem seine Gesundheit, seine Familie und sein Job am Herzen liegt, sollte dafür sorgen, dass er so gut wie möglich zu jeder Zeit das Richtige macht. Das bedeutet, dass man manchmal überzeugen muss. Aber mit der richtigen Argumentation sollte das gelingen.